Sie sind Hiring Manager (m/w) und fragen sich, was gerade angeblich am Bewerbermarkt los sein soll, dass Sie nicht mehr die passenden Bewerber auf den Tisch bekommen? HR glauben Sie eh nicht und die Blöße, andere Hiring Manager zu fragen, wollen Sie sich nicht geben? Lassen Sie uns reden, von Mann zu Mann. Ich erkläre Ihnen Ihre Welt – und die Welt der anderen. Ein wenig Beziehungsberatung ist auch noch dabei. Kann auch nie schaden, oder?
Allen Leserinnen sei gesagt: Sie dürfen mich nach diesem Artikel gerne für völlig krank erklären oder einen verblödeteten Pseudo-Frauenversteher nennen. Das macht nichts. Dieser (und der folgende) Artikel ist für Männer! Und die meisten von ihnen brauchen diese Sprache! Bereit? Dann los.
Sie sind also ein Hiring Manager? Gut, sie haben es also zu etwas gebracht. Ob nun durch Leistung, glücklichen Zufall oder beides zusammen – geschenkt. Das Leben ist bunt. Sie wissen wie Ihr Arbeitsbereich tickt, richtig? Sie haben Verantwortung für Kunden, Mitarbeiter, Märkte. Sie sind wer! Aber das wussten Sie ja schon. Natürlich lassen Sie das nicht so raushängen. Klar. Und an manchen von Ihnen nagt vielleicht sogar manchmal nachts der Zweifel, ob Sie immer alles richtig machen und im Griff haben. Aber Sentimentalitäten können Sie sich nicht leisten. Wer will schon einen zögerlichen Chef? Genau! Und für Ihr Team sind auch nur die Besten gut genug, klar! Bei so nem Chef – wer will für den nicht arbeiten!
Komisch ist nur, dass der Bewerberstrom in letzter Zeit etwas stockt. Ist Ihnen das auch schon aufgefallen? (Das gilt natürlich nicht, wenn Sie einen hippen Geschäftsbereich bei Google, BMW, Audi, Henkel etc. verantworten. Da dürfte an guten Bewerbern kein Mangel herrschen. Aber vielleicht haben Sie ja doch nicht ganz so viel Glück gehabt in Ihrem Leben und Sie sind dann eben bei einem tollen, aber nicht ganz so bekannten Arbeitgeber gelandet.) Was nun?
Hm, HR gibt sich sicherlich Mühe, das Problem zu beheben. Aber die schleppen Ihnen immer nur B-Ware an und erzählen was von „schwierigen Märkten“, „haben schon x Personalberatungen eingeschaltet“, „keine Reaktion auf Stellenanzeige“ etc. Alles Pfeifen, oder? Würden Sie so nie sagen, ist klar. Aber was will man von diesen weichgespülten Psychol-, Soziol-, Pädag- und anderen –ogen auch erwarten. Die haben doch nie was Ordentliches gelernt. Die wissen doch gar nicht, wie das echte Leben aussieht! Hart ist das Leben an der Küste und die sollen endlich mal was tun für ihr Geld! Verdammte Axt. Und dann erzählen die Ihnen auch noch was von Persönlichkeitsprofilen, „der Mensch als Ganzes müsse gesehen werden“, „mal über den Tellerrand schauen“, „das Stellenprofil weiter machen“. So ein Käse. Sie stellen seit Jahren erfolgreich ein. Hat doch immer funktioniert. Sie wissen, wie der Hase läuft. Sie wissen, wen Sie brauchen! 1A Lebenslauf, Elite-Uni, Top Noten, Praktika beim Wettbewerb. Regel-Studienzeit. Soziales Engagement darf auch dabei sein. Spielt im Job zwar keine Rolle, aber das müssen Sie ja nicht gleich am Anfang sagen. So schwer ist das doch nicht. War früher doch auch kein Problem! Muss „Mann“ denn alles selber machen? Sie haben wichtigeres zu tun. Sie müssen Ihren Bereich am Laufen halten. Die Märkte sind schwieriger geworden. Das ist hier kein Ponyhof! Also etwas mehr Support bitte! Wofür wird HR eigentlich bezahlt?
Kurzer Einschub an die (vor allem noch jüngeren) Leserinnen: Sie denken, ich übertreibe? Hm, ein ganz klein wenig vielleicht. Vielleicht kann ich Sie mit meinem Wording nicht erreichen? Dann schauen Sie sich doch mal diesen Sketch von Georg Schramm an. Es ist einige Jahre alt, und auch wenn sich viele Führungskräfte vielleicht nicht mehr so aufführen – das Gedankengut tragen die meisten noch mit sich rum.
Zurück zu Ihnen, liebe männliche Hiring Manager. Jetzt lassen Sie uns Klartext reden, wie Recruiting funktioniert. Denn HR werden Sie ja nicht glauben. Aber vielleicht mir? Wir leben, zumindest in der Wirtschaft, in einer männerdominierten Welt. Da sind wir uns glaube ich alle einig, auch wenn wir das vielleicht nicht gut finden und es gerade ändern wollen (zumindest gibt es ein paar seltsame Tendenzen dahin …) Ja, wie James Brown schon richtig sang: It’s a man’s world! Ihr Problem ist: Recruiting ist eine Lady! Und wenn Sie das nicht verstehen und entsprechend darauf reagieren, werden Sie zukünftig große Probleme bekommen. Oder sich völlig sinnlos weiter über HR ärgern. HR wird dieses Problem nicht lösen können.
Wir sind mit dieser Erkenntnis bei der Beziehung und den Unterschieden zwischen Mann und Frau angelangt. Und weil das natürlich ein komplexes Thema ist, Sie und ich aber Männer und damit einfach gestrickt sind, arbeite ich mit ein paar Pauschalisierungen, die im Kern alle richtig sind, aber so pauschal natürlich nie geäußert werden dürfen. Und ja, um Ihnen noch einen Happen hinzuwerfen: ich werde auch über das schreiben, was uns Männer alle interessiert: Sex!
Aber weil das alles in einem Artikel viel zu viel ist, gibt es die Fortsetzung in einem weiteren Artikel in ein paar Tagen. Versprochen! Bleiben Sie dran, ich werde Sie nicht enttäuschen! Wenn Sie jetzt denken: „Zaborowski, Lusche, zurück ins Glied! Erst anmachen und dann weggehen?! So geht das nicht!“, dann müssen Sie die Fortsetzung auf jeden Fall lesen. Denn dann hängen Sie an einer Theorie fest, die Ihnen Ihr „Recruitingteilzeitleben“ vermiest. Aber lesen Sie doch in der Zwischenzeit „Warum Recruiting nicht in die HR Abteilung gehört“. Da werden Sie sich auch wiederfinden!
Bis bald und sonnigen Gruß,
Ihr Henrik Zaborowski